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Bewegter Schulsport

Bewegter Schulsport

Wer als Sportlehrer von „Bewegung“ hört, denkt sicher sofort an den Gegenstand seines Faches. Und nicht selten entstehen dann in der Diskussion um das Thema „Bewegte Schule“ große Fragezeichen:

  • Ja und wenn wir dann bewegte Schule machen, was wird dann mit unserem Sportunterricht? Brauchen wir den dann noch?
  • Macht nicht vielleicht sogar die bewegte Schule unseren gesamten Schulsport kaputt?

Nach unserer Auffassung ist das Verhältnis zwischen bewegter Schule und Schulsport ein absolut gleichberechtigtes. Beide haben klar unterscheidbare Ziele, sowie spezifische Inhalte und Methoden. Dennoch können sie im Sinne eines Miteinanders voneinander profitieren.
Die Inhalte der Bewegungserziehung können im Sportunterricht eine Ergänzung und Erweiterung erfahren. Andererseits besteht die Möglichkeit über den Sportunterricht vielfältige Impulse für einzelne Bereiche der bewegten Schule zu geben. Im bewegten Schulleben fließen Aktivitäten von beiden Seiten zusammen.

Ergänzung und Erweiterung

Ziele der fächerübergreifenden Bewegungserziehung können vor allem durch die speziellen Bedingungen, unter denen Sportunterricht stattfindet (Sporthalle, Sportplatz, Sportbekleidung, Fachlehrer u. a.) eine Ergänzung und Erweiterung erfahren. Diese Bedingungen ermöglichen weiträumige Bewegungen, das Sammeln von Erfahrungen in unterschiedlichen Körperlagen sowie in/auf verschiedenen Medien, das Bewegen mit und an Geräten, die Vergrößerung der Variationsvielfalt sowie wesentlich höhere zeitliche Umfänge und eine intensivere Belastungsgestaltung. Zur Verdeutlichung seien folgende Beispiele aufgeführt:

  • Für die aus den Auflockerungsminuten bekannten Tanzspiele oder einfachen Aerobicformen neue Aufstellungsformen, Tanzfassungen, Figurenfolgen, schwierigere Schrittfolgen und eine den Platzverhältnissen in der Turnhalle angepasste Gestaltung der Raumwege überlegen
  • „Kleine Kunststücke“ erweitern z. B. durch das Fortbewegen in unterschiedlichen Richtungen (vor-, seit-, rückwärts) auf Geräten, im Wasser, auf Schnee und Eis
  • Bewegungsgeschichten mit dem Über- und Unterwinden von Geräten verbinden, z. B. „Im Gebirge“
  • im Rahmen von Auflockerungsminuten aufgeführte Übungen mit Alltagsmaterialien (Korken, Radiergummi, Tüchern u. a.) können in der Sporthalle mit Bällen probieren
  • Beispiele für das bewegte Lernen vor allem durch die günstigeren räumlichen Verhältnisse, durch das Empfinden von Kraftwirkungen oder von Zeiten bzw. Weiten u. a. erweitern (z. B. auf einer schiefen Ebene rollen, mit und gegen den Wind laufen, Schätzwert und Messwert beim Wurf oder Sprung vergleichen)
  • Entspannungsübungen durch geistige Übungen, die die Aufmerksamkeit auf verschiedene Körperteile (Körperreise) oder auf Körperkontaktflächen (Eutonie) lenken, sowie durch Massageformen im Liegen erweitern
Körperreise

Hineinspüren in einzelne Körperteile, dabei einen bestimmten Entspannungsweg folgen (rechter Daumen → Hand → Arm → Schulter → Brustkorb → Hüfte → Bein → Fuß → Zehen → linke Seite) unterstützt durch Formeln, wie: „Du spürst das Heben und Senken des Brustkorbes …“
Zum Schluss die Reise „zurücknehmen“.

  • (Sportjugend NW, 1996, S. 41-42)
Eutonie

Berührungsflächen oder „Hohlräume“ einzelner Körperteile zum Boden oder zu verschiedenen Materialien (Tennisbälle, Kastanien u. a.) spüren, unterstützt durch Formeln, wie: „Spüre die Stellen, an denen dein Rücken den Boden berührt, spüre wie weit deine Hände von den Beinen entfernt liegen…“

  • (SMK, 1996, S. 52-54)

Impulse für die einzelnen Bereiche der bewegten Schule im Sport geben

In der Phase der Befähigung der Kinder zur Gestaltung von bewegten Pausen hat sich in unseren Versuchsschulen bewährt, dass im Sportunterricht konkrete Spiele in Kleingruppen thematisiert und dadurch die Schüler für die Spielgedanken interessiert wurden.
Ebenso ist es möglich über den Sportunterricht Impulse für Spiele in der Natur zu geben, die dann über die Kinder in die Gestaltung von Wandertagen eingebracht werden. Dies könnten einmal Spiele sein, die auch bisher ihren festen Platz im Sportunterricht einnehmen (z. B. Haschspiele, Versteckspiele) oder bei denen Naturmaterialien bzw. die natürlichen Gegebenheiten des Geländes für die Umsetzung des Spielgedankens von Bedeutung sind, z. B. Orientierungsläufe, Anschleich-, Versteck- und Suchspiele.

Vom Sportlehrer und seinem Fach ausgehend müsste angeregt werden, dass bei der Planung und Durchführung von Projekten dem Bewegungssinn ein gebührender Stellenwert eingeräumt wird (bewegungsorientierte Projekte).
Blickt man über den Sportunterricht hinaus auf den Gesamtbereich Schulsport, so ergeben sich bei Spiel- und Sportfesten, Eltern-Kind-Spielstunden, Arbeitsgemeinschaften und anderem gemeinsame Schnittstellen zwischen bewegten Grundschulen und Schulsport, die vom Zugang her unterschiedlich akzentuiert sein können, im Erleben für die Kinder aber zusammenfließen.

Medien

  • Müller, Chr. (2022). Bewegte Grundschule. Baden-Baden: Academia, S. 249-260.
  • Müller, Chr. (2010). Schulsport in den Klassen 1 bis 4. St. Augustin: Academia.